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Die Bundesnetzagentur hat mit der Einrichtung des Gigabitforums im März 2021 einen Prozess gestartet, um mit dem Markt und den zuständigen Ministerien über investitions- und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen für den beschleunigten Übergang von Kupfer auf Glas zu diskutieren.

Gi­ga­bit­fo­rum

Die Bundesnetzagentur hat mit der Einrichtung des Gigabitforums im März 2021 einen Prozess gestartet, um mit dem Markt und den zuständigen Ministerien über investitions- und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen für den beschleunigten Übergang von Kupfer auf Glas zu diskutieren.

Ziele

Die im Juli 2022 veröffentlichte Gigabitstrategie der Bundesregierung hebt die Rolle des Gigabitforums als die maßgebliche Dialogplattform zur Verständigung über gemeinsame Prinzipien, Positionen und Standards für den Ausbau von Hochleistungsnetzen und die Migration von Kupfer- auf Glasfasernetze hervor.

Ziel ist es, mit der Branche über Handlungsfelder für den beschleunigten Ausbau von Gigabitnetzen zu diskutieren. Hierzu sprechen die im Gigabitforum – bzw. in der unterstützenden Arbeitsgruppe – vertretenen Marktakteure und Verbände in regelmäßigen Abständen über Themen und Aspekte, welche den Übergang auf Glasfasernetze in besonderer Weise berühren. Das Gigabitforum will frühzeitig Hemmnisse und Probleme für den Migrationsprozess adressieren, gemeinsame Lösungen erörtern und für alle Akteure transparente Rahmenbedingungen abstecken.

Mitglieder

Das Gigabitforum setzt sich zusammen aus den folgenden Akteuren:

Unternehmen: 1&1 Versatel, Deutsche Glasfaser, Telefónica Deutschland, Telekom Deutschland, Vodafone Deutschland

Verbände: ANGA Der Breitbandverband, Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS), eco - Verband der Internetwirtschaft, Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Verband kommunaler Unternehmen (VKU)

Institutionen: Bundesnetzagentur, Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Länderarbeitskreis Telekommunikation, Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK)

Themen

Das Leitthema der Kupfer-/Glas-Migration – und der sich perspektivisch anschließenden Abschaltung des Kupfernetzes – ist geprägt von sehr vielschichtigen Fragen, die das Gigabitforum Schritt für Schritt erarbeitet. Das umfasst beispielsweise Aspekte, die einzelne Phasen der Migration oder den Umgang mit bestimmten Kundengruppen betreffen.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Thema Open Access: der freiwilligen Öffnung von Glasfasernetzen gegenüber Wettbewerbern. Aufgrund seiner Bedeutung für den Markt – insbesondere auch für den Ausbau- und Migrationsprozess – ist Open Access seit Gründung des Gigabitforums ein inhaltlicher Schwerpunkt.

Mit einzelnen Aspekten dieser Schwerpunktthemen setzen sich – unter dem Dach des Gigabitforums – zudem Marktakteure in Projektgruppen bzw. in einem Arbeitskreis auseinander. Das betrifft die

Schwerpunkt Kupfer-/Glas-Migration

Mit dem sich stetig beschleunigenden Glasfaserausbau wird dem Prozess der Migration im Laufe der nächsten Jahre eine immer größere Bedeutung zukommen. Das Gigabitforum leistet einen wichtigen Beitrag, um frühzeitig und kontinuierlich die hierbei relevanten Fragestellungen zu diskutieren. Ziel ist insbesondere, die Belange des Wettbewerbs und von Endkunden bei einer Migration abzusichern. Daneben fördern frühzeitig geklärte Rahmenbedingungen Transparenz und Planungssicherheit für alle TK-Unternehmen. Das kann den Glasfaserausbau weiter beschleunigen.

Ein Wechsel der Endkunden auf Glasfasernetze findet bereits heute vielfach statt. Es ist eines der Kernanliegen des Gigabitforums, diese auf freiwilliger Basis und im Wettbewerb erfolgende Migration zu fördern. Hierfür stehen prototypisch zwei Projektgruppen des Gigabitforum zu den Themen Geschäftskunden einerseits und Gebäudeeigentümern andererseits: Bei beiden Projektgruppen geht es darum, die jeweiligen Zielgruppen schon heute auf eine anstehende Migration aufmerksam zu machen und frühzeitig für einen Wechsel auf Glasfaser zu motivieren.

Eine solche fortlaufende Migration auf freiwilliger Basis kann den weiteren Prozess erheblich vereinfachen, wenn sich im Zuge der zunehmenden Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfasernetzen perspektivisch die Frage nach der Abschaltung der Kupferinfrastrukturen stellen wird. Je weniger Endkunden dann noch auf der alten Infrastruktur sein werden, desto reibungsloser dürfte das – in § 34 des TKG geregelte – förmliche Verfahren der Abschaltung ablaufen können.

Wissenschaftliche Begleitung

Bei den vielschichtigen Diskussionen zum Thema Kupfer-/Glas-Migration wird das Gigabitforum wissenschaftlich begleitet. In diesem Rahmen hat das WIK bislang drei Publikationen erstellt.

Für die erste Studie, veröffentlicht im Oktober 2021, hat das WIK im Auftrag der Bundesnetzagentur Interviews mit zwölf Unternehmen geführt und auf Basis dieses breiten Branchenbildes Handlungsfelder für die weitere Erörterung des Themas vorgeschlagen.

Hierauf aufbauend hat das WIK einen Diskussionsbeitrag erarbeitet, um Phasen und Prozesse der Migration weiterzuentwickeln. In diese Erörterung im Rahmen des WIK-Forschungsprogramms 2022 sind Erkenntnisse eingeflossen, die das WIK durch vertiefte Gespräche mit fünf Marktteilnehmern gewonnen hat.

Zudem hat das WIK, ebenfalls als Teil des Forschungsprogramms 2022, einen Blick nach Frankreich und Großbritannien geworfen, um die dortigen Rahmenbedingungen sowie den jeweiligen Stand des Migrationsprozesses zu untersuchen.

Projektgruppe Geschäftskunden

Die Projektgruppe „Kommunikation mit Geschäftskunden“ hat sich zum Ziel gesetzt, diese wichtige und besondere Zielgruppe frühzeitig für die kommende Migration auf Glasfaser zu sensibilisieren. Das ist wichtig, weil Geschäftskunden häufig hohe und längerfristige Investitionen in ihre TK-Infrastruktur tätigen. Es ist daher erforderlich, Geschäftskunden rechtzeitig über den Technologiewechsel zu informieren, damit sie diesen schon heute bei etwaigen Modernisierungen ihrer TK-Infrastruktur berücksichtigen können. Zudem handelt es sich bei Geschäftskunden zum Teil um Nutzer mit sehr spezifischen und sensiblen Anforderungen, etwa in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit.

Der branchenweite Kommunikationsansatz im Rahmen des Gigabitforums soll bei den Geschäftskunden die nötige Aufmerksamkeit schaffen. Hierfür hat die Projektgruppe in einem ersten Schritt im Februar und Juli 2023 Verbände aus verschiedenen Wirtschaftszweigen kontaktiert, die das breite Spektrum im Geschäftskundensegment abdecken. Ziel dieser initialen Information ist es, bei dieser Kundengruppe einerseits das Bewusstsein für die kommende Migration von Kupfer auf Glas zu schärfen und andererseits mögliche Fragen und Probleme rechtzeitig im Vorhinein zu identifizieren.

Im nächsten Schritt ist geplant, auf Basis der Rückmeldungen der Verbände für das dritte Quartal 2023 Workshops für eine vertiefte Diskussion vorzubereiten. Zu diesen sollen jeweils bestimmte Gruppen von Geschäftskunden eingeladen werden, die ähnliche Bedarfe für die Migration zurückgemeldet haben. Anschließend sollen die Antworten auf die wichtigsten Fragen den Verbänden bzw. ihren jeweiligen Mitgliedsunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

Projektgruppe Gebäudeeigentümer

Ziel der Projektgruppe „Gebäudeeigentümer“ ist die Entwicklung von Maßnahmen, um möglichst alle Gebäude bereits beim erstmaligen Glasfaserausbau in einem Gebiet an das neue Netz anzuschließen und damit spätere Migrationsprozesse zu beschleunigen. Da die Erschließung von Mehrfamilienhäusern im Fokus steht, widmet sich die Projektgruppe neben dem Hausanschluss auch Aspekten, die den Ausbau von Inhouse-Netzen betreffen.

Um die Interessen und zu klärenden Punkte der Gebäudeeigentümer zu identifizieren, ist die Projektgruppe im Dialog mit der Wohnungswirtschaft. Geplant ist die Erstellung eines Informationspapiers, in dem die wesentlichen Fragen der Eigentümerseite beantwortet werden sollen. Bestandteile eines solchen FAQ-Papiers sollen beispielsweise technische Aspekte des Hausanschlusses bzw. der Inhouse-Verkabelung oder Fragen der Finanzierung sein.

Schwerpunkt Open Access

Ein funktionierendes Open-Access-Regime kann dazu beitragen, die Auslastung von Glasfasernetzen zu erhöhen, die Wirtschaftlichkeit von Investitionen zu verbessern und somit den Übergang von Kupfer auf Glas zu erleichtern. Auch aus wettbewerblicher Sicht ist eine grundsätzlich freiwillige Öffnung bestehender und entstehender Glasfasernetze gegenüber anderen TK-Unternehmen vorteilhaft: Für die Endkunden ist es überaus wichtig, dass eine angemessene Auswahl an verschiedenen Anbietern und Produkten zur Verfügung steht.

Hierbei besteht in Deutschland eine im europäischen Vergleich besondere Situation. Während in vielen Ländern nur einige wenige Anbieter Glasfasernetze errichten, baut in Deutschland eine große Zahl an Unternehmen Glasfaser aus. Das trägt zur Vielfalt der Anbieterlandschaft bei. Zudem kann es den Ausbau beschleunigen, wenn mehrere Unternehmen im Wettbewerb um die Erschließung von Gebieten stehen, die bislang nicht mit Glasfaser versorgt sind. Gleichzeitig bedeutet diese vielfältige Anbieterlandschaft, dass Open-Access-Vereinbarungen über den Zugang zu Glasfasernetzen potenziell mit sehr vielen Akteuren geschlossen werden müssen.

Ziel des Gigabitforums ist es, den Abschluss solcher Vereinbarungen zukünftig zu erleichtern. Hierfür diskutiert das Forum über gemeinsame Open-Access-Prinzipien und konsensfähige Branchenstandards, die die Transaktionskosten bei Verhandlungen zwischen TK-Unternehmen senken können. So steigen die Chancen, dass es zu einer Vereinbarung kommt. Das Gigabitforum kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten, da es die Vielfalt des Marktes abbildet. Denn wichtig ist ein umfassender, marktweiter Ansatz, der insbesondere auch kleinere Anbieter – die regional in den FttH/B-Ausbau investieren – mit größeren, bundesweit agierenden Nachfragern zusammenbringt.

Die konkreten Überlegungen hierzu treibt zum einen die Projektgruppe „Open Access“ des Gigabitforums voran. Zum anderen hat das Gigabitforum dem Arbeitskreis „Schnittstellen und Prozesse“ das Mandat erteilt, eine moderne, auf die Bedarfe der Glasfaserwelt angepasste Schnittstellenarchitektur für den Austausch von Zugangsprodukten zu entwickeln.

Projektgruppe Open Access

Die im Gigabitforum vertretenen Akteure eint das Ziel, den marktverhandelten Open Access für alle Glasfasernetze weiter zu intensivieren. Um dieses Ziel zu verfolgen, bearbeitet die Projektgruppe „Open Access“ einen abgestuften Arbeitsauftrag mit drei Bestandteilen. Im Zentrum steht das Bestreben, Vereinbarungen zwischen Unternehmen über die Bereitstellung eines Netzzugangs zu vereinfachen.

Im Fokus des ersten Arbeitspakets steht zunächst eine differenzierte Bestandsaufnahme, um die wesentlichen Erfolgsfaktoren, aber auch Herausforderungen von Open Access zu identifizieren. Dabei soll ein breites Branchenbild erfasst werden, um insbesondere auch die Anliegen regional ausbauender Unternehmen vollumfänglich einzubeziehen. Im zweiten Schritt wird die Projektgruppe eine Checkliste für die Vertragsgestaltung erarbeiten. Diese Checkliste soll rechtlich und technisch abstrakte Aspekte bzw. Fragen beinhalten, zu denen ein Anbieter in Verhandlungen prinzipiell antwortfähig sein sollte. Im dritten Arbeitspaket strebt die Projektgruppe auf dieser Basis die Erstellung eines unverbindlichen Katalogs möglicher vertraglicher Elemente an, der dem Markt im Sinne eines Grundgerüsts Orientierung für Open-Access-Vereinbarungen geben soll. Der Fokus liegt hierbei auf technischen und prozessualen Elementen; kommerzielle Aspekte werden hingegen nicht betrachtet.

Arbeitskreis Schnittstellen und Prozesse

Ein wichtiger Bestandteil für einen effektiven Open Access sind gemeinsame Standards, Schnittstellen sowie Prozesse für den Ein- bzw. Verkauf von Vorleistungsprodukten. Sie können dabei helfen, Zugangsanbieter und -nachfrager effizient zusammenzubringen. Das Gigabitforum hat daher dem Arbeitskreis „Schnittstellen und Prozesse“ – ein Branchengremium, das sich bereits im Zusammenhang mit dem ehemaligen NGA-Forum der Bundesnetzagentur vor knapp zehn Jahren gegründet hatte – ein neues Mandat erteilt. Ziel der erneuten Mandatierung des Arbeitskreises ist es, die Erarbeitung branchenweiter Lösungen bezüglich einer modernen Schnittstellenarchitektur für die Glasfaserwelt zu unterstützen. Diese Architektur wird wesentliche Geschäftsprozesse im Zusammenspiel zwischen Anbieter und Nachfrager umfassen (z. B. Bereitstellung, Providerwechsel, Entstörung).

Der Arbeitskreis „Schnittstellen und Prozesse“ arbeitet sehr zielstrebig an der Erfüllung des Mandats. An der Erarbeitung dieser technisch komplexen Aufgabe wirkt eine Vielzahl von Unternehmen mit, die die Breite des Marktes abdecken. Zudem findet eine enge Rückkopplung mit der Bundesnetzagentur und dem Gigabitforum statt, um sicherzustellen, dass die zu erstellenden Standards die Interessen aller Marktakteure – insbesondere auch kleinerer und mittlerer Netzbetreiber – berücksichtigen.